Krise des Amateurfußballs: »Schuld sind wir selbst, nicht der DFB!«
Hartplatzhelden-Kolumne # 68: In vielen Vereinen wird gerne über die da oben gejammert. Doch das passt nicht zusammen mit Punktprämien und Scheinverträgen in der Kreisliga! Von GERD THOMAS
Das Mantra „Der DFB ist schuld“ an den Problemen der Basis habe ich satt. Erstens ist das zu undifferenziert, zweitens sollten wir Amateure uns anders als die sich der Diskussion verweigernden Profis fragen, was unser Anteil ist. Alle wissen, dass die Messlatten auch im Breitensport stetig höher gelegt werden, wenn es um die Bezahlung vermeintlicher Amateure geht. Sicher, es gibt auch in der Landesliga vereinzelt noch Ausnahmen. In Berlin zahlen neben dem FC Internationale noch zwei, drei Vereine ihren Spielern kein Geld.
Aber in der Republik wirken jede Menge Funktionäre, die schon in der Kreisliga Punktprämien oder andere Zuwendungen anbieten, damit Spieler zu ihnen kommen. Oft sind das genau die Vereine, die durch schlechte oder fehlende Jugendarbeit auffallen, kaum Schiedsrichter stellen und sich auch sonst nicht positiv in die Entwicklung des Fußballs einbringen. In den Verbänden fragen sich die Verantwortlichen längst, wie derart unsolidarisches Verhalten sanktioniert werden kann. Aber gerade gegen die kreative Buchhaltung zugunsten mittelmäßiger Kicker ist noch kein Kraut gewachsen.
Wer das ruinöse Spiel nicht mitspielt, verliert jedes Jahr gute Spieler an Vereine, die oft keinen besseren Sport anbieten, aber eben viel Geld zahlen. Wie soll ein Spieler Nein sagen, wenn er ohne ein bisheriges Spiel in der Verbandsliga nun von einem Verein dort 800 Euro im Monat (in der 6.Liga!!!) angeboten bekommt, aber eben auch seine Miete für immer teurer werdende Wohnungen zahlen muss?
Dass viele Vereine es mit der Abrechnung nicht so genau nehmen, ist nicht neu. Sie spielen mit dem Feuer, wie Durchsuchungen des Finanzamts oder Zolls in Amateurvereinen zeigen. Die weit verbreiteten Scheinverträge oder „schwarzen Kassen“ führen schon mal zu Verurteilungen. Es gibt eine Art unheilvollen Herdentrieb (schließlich zahlen die meisten anderen auch), die Angst vor Bedeutungsverlust und oft auch fehlende Fantasie, wie man es gesünder anstellen könnte. Die Hartplatzhelden Michi Franke und Tim Frohwein haben mehrfach darauf hingewiesen, wohin die allsommerlichen Wechselarien führen. Leider finden sie sich vermehrt schon bei kleinen Kindern, bei Jugendlichen ohnehin schon seit vielen Jahren, inzwischen auch bei Spielerinnen. Auch da fließt Geld, nur mag niemand darüber reden oder gar dagegen vorgehen. Mehr…